Dienstag, 6. April 2010

Gleich viele Männer und Frauen in die Kontrollgremien der Wirtschaft

– das fordert der Verein Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR). Die Forderung ist wirtschaftlich sinnvoll ( aus der Zeit )

Seit drei Jahren setzt sich die Initiative für mehr Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) für eine Erhöhung des Frauenanteils in der Wirtschaft ein. Rund 70 Mitglieder hat der Verein mittlerweile. "70 Mitglieder ist nicht so viel, aber es kommt auf die richtigen Frauen und Männer an", sagt Monika Schulz-Strelow, Präsidentin der Initiative und lacht. Die richtigen Männer und Frauen – das sind hochkarätige Vertreter aus der Wirtschaft, Manager und Managerinnen, Aufsichtsräte und Vorstände von Unternehmen mit Sitz in Deutschland.
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Der Verband hat sich zum Ziel gesetzt, den Anteil von Frauen in den Aufsichtsgremien der Dax- und MDax-Unternehmen zu verbessern – und das ist auch dringend notwendig. Lediglich 3,7 Prozent der Posten auf Seiten der Anteilseigner sind mit einer Frau besetzt. Selbst wenn man die von Arbeitnehmerseite besetzten Aufsichtsratspositionen mit einbezieht, liegt Deutschland mit einem Frauenanteil von insgesamt 10,8 Prozent allenfalls im europäischen Mittelfeld. Zahlreiche Studien belegen, dass Unternehmen, in deren Führungsspitze mehr Frauen sind, auch wirtschaftlich erfolgreicher sind und zudem ein besseres Image genießen. Erst kürzlich veranstaltete FidAR in Berlin eine international besuchte Tagung zu diesem Thema.

"Es handelt sich um eine so offensichtliche Diskriminierung. Aber das Fehlen der Frauen im Management wurde sehr lange Zeit nicht thematisiert", sagt Monika Schulz-Strelow. Die Unternehmerin, die viele Jahre Geschäftsführerin einer Tochtergesellschaft der IHK Berlin war, wusste aus ihrem eigenen Karriereweg um die Schwierigkeiten, die Frauen begegnen, streben sie einen Posten in einem Kontrollgremium an. "Ich war immer die einzige Frau in Männergremien. Für mich war es selbstverständlich, dass Frauen in Führungspositionen gehören. Aber ich habe auch immer geglaubt, dass das irgendwann von alleine kommt", erzählt die Unternehmerin. Auch für sich selbst.

Als sie ihr Unternehmen umstrukturieren musste, machte sie jedoch eine andere Erfahrung. "Ich habe mich um alle Mitarbeiter gekümmert und gedacht, dass ich nicht kommunizieren muss, was ich für mich möchte. Ich dachte: Die sehen doch, dass ich gut bin", sagt sie. Der erhoffte Karrieresprung erfolgte nicht wie gedacht. Eine Erfahrung, die die Wirtschaftsfrau nachdenklich machte und politisierte.

Als Feministin würde sich Schulz-Strelow jedoch nicht bezeichnen. Man muss vor allem wirtschaftlich argumentieren, sagt sie. Ja, es geht um gleichberechtigte Teilhabe – die ist vor allem gut für ein Unternehmen, weil es flexibler wird und das ist ein klarer Wettbewerbsvorteil", erklärt die Unternehmerin.

Schulz-Strelow fand Mitstreiterinnen in der Wirtschaft und in der Politik. Ende 2006 erfolgte die Vereinsgründung. "Wir wussten: Wenn wir uns ein einzelnes Thema wie Frauen in Aufsichtsräte nehmen, gelingt eine gezielte Ansprache viel besser. Und wir haben uns auch vorgenommen, dass wir uns auflösen, sobald die paritätische Besetzung aller Kontrollgremien erreicht ist", erzählt sie. Bis dahin wird es aber noch ein langer Weg sein. FidAR hat die vergangenen drei Jahre vor allem genutzt, um sich mit Akteuren in Wirtschaft, Öffentlichkeit und Politik zu vernetzen – auch auf europäischer Ebene. Konkret passiert ist noch nicht viel. Unkonkrete Versprechen aus der Politik. "Wir wollen weg von der Lamoryanz. Es muss Richtung Business gehen. FidAR hat nichts mit Charity zu tun“, erklärt die Vereinspräsidentin zackig.

Der Kampf sowohl unterhalb als auch oberhalb der gläsernen Decke sei hart, sagen die Vereinsfrauen. Um eine paritätische Besetzung der Aufsichtsräte zu verwirklichen, setzen die Frauen vor allem auf die Politik. "Wir werden um eine Quote nicht herumkommen, anders wird es nicht gehen", sagt Monika Schulz-Strelow. Das hätten alle Gespräche mit ambitionierten Wirtschaftsfrauen gezeigt. Zunächst soll die Frauenquote nur 25 Prozent betragen.

"Alles andere wäre zu viel", sagt Schulz-Strelow. "Die Wirtschaft ist ein konservatives System, das nach männlichen Spielregeln funktioniert. Die Manager wollen Frauen, die sie auch begreifen können. Wer durch die gläserne Decke will, muss sich männlich verhalten, aber gleichzeitig nicht all zu stark gegen die Frauenrolle verstoßen. Eine Frau braucht Mentoren, Männer brauchen Netzwerke, um nach oben zu kommen. Und beides muss man erst lernen, zu bedienen."

Darum möchte der Verein sich auch für die Qualifizierung von weiblichen Führungspersönlichkeiten einsetzen. Regionalgruppen sollen vor Ort für Mentoringprogramme sorgen. Bis Frauen wirklich die Hälfte der Macht in Händen halten, wird es aber noch dauern. "Es dauert lange, bis Veränderungen in der Denkstruktur männlicher Entscheider geschaffen sind."

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